Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten by Schwalbe N

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten by Schwalbe N

Author:Schwalbe, N. [Schwalbe, N.]
Language: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-940818-53-9
Publisher: Himmelstürmer Verlag
Published: 2011-03-16T16:00:00+00:00


* * *

„Hallo Katja!“

Mit klopfendem Herzen und zwei wahnsinnig nervösen Kindern an der Hand betrat ich das Krankenzimmer. Meine Schwester war von der Intensivstation auf die normale Station verlegt worden. Lächelnd saß Katja in ihrem weißen Bett und sah aus wie ein Gespenst.

Unsicher blieben Jonathan und Fine stehen und verstärkten ihren Händedruck. Sie wollten mich gar nicht loslassen, obwohl sie sich so gefreut hatten, ihre Mama endlich wiederzusehen. Langsam setzte ich mich in Bewegung und forderte die beiden auf, ihre selbstgemalten Bilder und die Blümchen zu überreichen.

„Sie haben Angst, glaube ich“, entschuldigte ich mich bei Katja.

„Ja“, krächzte sie leise.

Oje, fit war sie beim besten Willen noch nicht. Sie streckte ihre Arme nach den Kindern aus und fing an zu weinen, als sie sie endlich im Arm hatte. Thorsten betrat das Zimmer, in der Hand eine Vase für die Blumen. Er grüßte leise und stellte sich neben mich ans Fußende. Betreten standen wir da und wussten nicht, was wir sagen sollten.

„Weißt du schon, wie es Thomas geht?“, versuchte ich die Atmosphäre aufzulockern und erreichte das Gegenteil. Katja schluchzte noch mehr. Schnell marschierte ich ums Bett herum und umarmte die Kinder zusammen mit meiner Schwester. Nun musste ich auch noch heulen. Verflixt aber auch!

Nach einer ganzen Weile - Thorsten war zwischendurch unbemerkt aus dem Zimmer geschlüpft - löste ich mich und setzte mich auf einen Stuhl.

Thorsten räusperte sich. „Ich war gerade noch mal beim Arzt. Thomas liegt noch auf der Intensivstation. Da er auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, hat er wohl einiges mehr abgekriegt als deine Schwester“, berichtete er leise.

Katja beugte sich vor, um mitzuhören, doch offenbar funktionierten ihre Ohren noch nicht. Sie verzog das Gesicht. „Was ... Thomas ...?“

Ich fühlte mich, als säße ich Tarzan in weiblicher Gestalt gegenüber. Kein vernünftiger Satz kam aus dem Mund meiner Schwester. Da hatte Dr. Molthusen mit drei bis vier Wochen Genesungszeit wohl sehr hochgegriffen.

„Thomas liegt noch im Koma“, erklärte Thorsten laut und deutlich. Dabei machte er eine Geste, als ob er schlafen würde.

Katja hob verstehend den Kopf. Die Kinder fingen an, wild auf sie einzureden. Sie schaute sie liebevoll an, erwiderte aber kaum etwas außer ‚ja’. Den Kindern fiel das nicht auf, mir schon. Besorgt saß ich auf meinem Stuhl und wünschte mich ins ‚Weit-weit-weg-Land’. So fehl am Platz hatte ich mich selten gefühlt.

Nach einer Stunde kam die Krankenschwester herein und schmiss uns hinaus. Endlich, ich hasste Krankenhäuser. Die Kinder murrten ein wenig, doch dann gingen sie brav mit uns nach draußen. Schweigend fuhren wir die lange Strecke nach Hamburg zurück. Zu Hause angekommen, liefen die beiden die Treppe ins Dachgeschoss hinauf und spielten mit ihren Playmobilfiguren Krankenhaus.



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